Zukunftskonferenz Regionale Energiewende in Günz

250 Teilnehmer - darunter Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger

Exkursionen, Fachvorträge, Gesprächsrunden und eine Podiumsdiskussion mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger - zwei Tage lang drehte sich bei der Zukunftskonferenz Regionale Energiewende alles um die Frage, wie der Ausbau der erneuerbarer Energien vor Ort vorangetrieben werden kann. Veranstalter waren (eza!) sowie die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). 250 Teilnehmer nutzten die Chance und nahmen viele Informationen mit nach Hause. Laut Aiwanger müsse die Politik die passenden Rahmenbedingungen schaffen, damit eine dezentrale Energiewende vorankomme. So wäre es in seinen Augen „eine moralische Niederlage“, wenn man mit den Biogasanlagen einen wichtigen Baustein der Energiewende sterben lassen würde, der anfangs mit viel Geld subventioniert worden sei. Es müssten Möglichkeiten für den weiteren Betrieb gefunden werden, forderte der Aiwanger angesichts der unsicheren Perspektive für Biogasanlagen, die demnächst aus der sogenannten EEG-Vergütung fallen.

Video von der Podiumsdiskussion mit Staatsminister Hubert Aiwanger

Positive Bilanz des Projekts Energiewende Unterallgäu Nordwest

Mit dem Projekt Energiewende Unterallgäu Nordwest ist ein Meilenstein erreicht worden - aber es gibt noch viel tun. Dieses Fazit zogen die Vertreter der Projektpartner bei der Regionalkonferenz in Günz. Die Gemeinden und die dortigen Energieteams haben laut Landrat Hans-Joachim Weirather "viele, viele Aktivitäten unternommen, um die Energiewende voranzutreiben". LEW-Vorstand Norbert Schürmann berichtete von den Projekterfolgen aus der Sicht des Energieversorgers und stellte das Teilprojekt FLair vor. Martin Sambale und Sebastian Hartmann von eza! erläuterten, was im Förderzeitraum alles geschehen ist. Durch den Zubau von Photovoltaikanlagen werde nun vielerorts ein Großteil des Strombedarfs von Kläranlagen, Grundschulen und Rathäusern umweltfreundlich gedeckt. Die Initiierung von Nahwärmeprojekten sind weitere Beispiele dafür, dass die Energiewende in der Region vorangeschritten ist.

Zum Vortrag von Martin Sambale und Sebastian Hartmann

Zum Vortrag von Norbert Schürmann

Erneuerbare Energien sorgen für regionale Wertschöpfung

"100 Prozent erneuerbar: Wie wir die dezentrale Energiewende in Bayern schaffen" - so lautete der Vortrag von Prof. Dr. Michael Sterner von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg. Sterner sprach von enormen Potenzialen, die in den erneuerbaren Energien stecken würden - vor allem was den Bereich Photovoltaik und die Windenergie angehe. "Ökostrom ist nicht teuer", betonte der Experte und erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die dezentrale Energieerzeugung vor Ort Arbeitsplätze schafft und die regionale Wirtschaft  stärkt. Bürgerbeteiligungen bei Windrädern seien wichtig für die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Zum Vortrag von Prof. Dr. Michael Sterner

Interessante Diskussionen an verschiedenen Thementischen

An verschiedenen Thementischen bot sich den Teilnehmern der Zukunftskonferenz die Möglichkeit, mit Experten über verschiedene Facetten einer dezentralen Energiewende zu diskutieren. Dabei ging es unter anderem um den Eigenverbrauch und die Direktvermarktung von Solarstrom, die Bürgerbeteiligung an der Windenergie, die Initiierung von Wärmenetzen, die Versorgung der Industrie mit erneuerbarer Energie sowie den flexiblen Einsatz von Biogas. An allen Thementischen entwickelten sich interessante Gespräche.

Besuch in der Green Factory 2.0 der Alois Müller GmbH

Bei den Infofahrten im Rahmen der Zukunftskonferenz stand unter anderem eine Besichtigung der nahezu energieautarken Green Factory 2.0 der Alois Müller GmbH auf dem Programm. Kern des Energiekonzepts dort sind Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von über 1 MW sowie ein Blockheizkraftwerk, das bei Strombedarf eingesetzt wird. Damit wird Strom für die Produktionshalle und das Bürogebäude produziert. Brunnenanlagen und Wärmepumpen wandeln den vor Ort produzierten Strom zudem in Wärme um, die in einem 100 m3 großen Pufferspeicher zwischengespeichert wird. Eine Pelletheizung deckt im Winter die Zwischenlast ab.

Satelliten-BHKW sorgt bei der Firma Wanzl für Strom und Wärme

Interessante Einblicke bot auch die Betriebsführung bei der Firma Wanzl. Ein Teil des Wärmebedarfs wird dort durch Biogas-Abwärme gedeckt. Dafür wurde eine Biogasleitung von einer bestehenden Anlage zum Firmengelände gelegt, wo ein Satelliten-Blockheizkraftwerk (BHKW) Strom und Wärme produziert. Derzeit wird gerade nach 80.000 Betriebsstunden der Motor erneuert. Hermann Fischer, der Betreiber der Biogasanlage, berichtete den Besuchern, dass er wegen der schwierigen Rahmenbedingungen befürchtet, nach Ablauf der EEG-Vergütung den Betrieb der Anlage aus wirtschaftlichen Gründen einstellen zu müssen.